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Trauerfeier Teja Piegeler am 24. November 2003 in München

Liebe Angehörige, verehrte Trauergäste,

wir haben uns hier versammelt, um uns von Teja Piegeler zu verabschieden,von einem geliebten Menschen, einem Freund, Nachbarn, geschätzten Künstler.

Teja Piegeler wurde 1942 im nordhessischen Residenzstädtchen Arolsen geboren.

Schon während seiner Schulzeit wurde sein malerisches Talent erkannt und unter-stützt. Sein Kunsterzieher am Christian-Rauch Gymnasium bestärkte ihn, erteilte ihm privaten Kunstunterricht und führte ihn in den Jahren 1958 –1961 in die Ölmalerei ein. Unter Mitschülern, ich war in der Oberstufe Tejas Sitznachbar, war er „unser Künstler“.

Der junge Künstler setzte sich intensiv mit dem Werk der Impressionisten, der Fauves und besonders mit dem Oeuvre van Goghs auseinander. Abbildungen von Menschen standen im Mittelpunkt des Frühwerks, welches auch Stilleben, Land-schaften und Versuche nichtgegenständlicher Malerei umfasste.

1958 erfolgte die erste Reise nach München. Teja Piegeler besuchte viele Museen und Galerien und hat nach eigener Aussage die „Ausstellungen verschlungen“, konnte er doch hier zum erstenmal Kunstwerke im Original betrachten.

1962 verließ Teja Piegeler das Arolser Gymnasium mit dem Entschluss, Maler zu werden. Ein anschließender mehrmonatiger Studienaufenthalt in Venedig verschaffte bleibende Eindrücke.

Venedig ist ein Ort der Anregungen für die künstlerische Arbeit geblieben. Sei es durch die wiederholte Originalbegegnung mit den Werken der Lieblingsmaler Veronese und besonders Tizian (so Tejas Aussage zu mir bei der Vorbereitung einer retrospektiv angelegten Ausstellung 1989), durch die Bienalen und den Ort selbst, die Türen Venedigs, die bunten Häuser der Insel Burano, des Himmels über Venedig.

Die Phantasie des Künstlers wurde vorrangig von der Farbe angeregt. Schon sein Lehrer Paul Stallknecht hatte hier eine Stärke entdeckt und gab seinem Schüler folgenden Rat mit auf den Weg: „ Um die Farbe brauchst Du Dich nicht mehr zu kümmern, die hast Du im Blut. Du bist der geborene Kolorist. Aber an der Zeichnung fehlt es noch. Also zeichne, zeichne, zeichne !“

Teja Piegeler folgte diesem Rat und belegte 1962 parallel zum Regiestudium am Deutschen Institut für Film und Fernsehen (später: Hochschule für Fernsehen und Film) in München als Gaststudent Kopf- und Aktzeichnen bei Kurt Lauber an der Kunstakademie München. Er erlernte sehr intensiv und mit Erfolg das Zeichnen und befreundete sich mit dem Dozenten. Als Privatschüler konnte er im Atelier Laubers arbeiten, wurde korrigiert und konnte „konstruktive Streitgespräche über Kunst und die eigene Arbeit bis in die Nächte hinein führen.“

Jetzt hatte er sich auch die Zeichnung erobert, über die Rezensenten urteilten:

„Der Strich ist sicher. Radiert wird nicht.“ und von „der Kunst des Weglassens“ sprachen, die Teja Piegler souveränbeherrschte, egal ob er mit dem Bleistift, Buntstift oder der Farbkreide zeichnete.

Eine Zeitung schrieb:“ Die einzigartige Treffsicherheit seiner Linienführung, ihre scheinbare Leichtigkeit und der Einfallsreichtum seiner Zeichnungen bestechen immer aufs neue. Diese scheinbar so locker und mühelos hingesetzten Zeichnungen strahlen große Anmut aus.

Ab 1963 arbeitet Piegeler im eigenen Atelier in München-Schwabing. Hier verbrachte er ca. 2/3 seines Lebens, auch als er zeitweise außerhalb Münchens tätig war behielt er seine Atelierwohnung. Er schätzte die gute und enge Hausgemeinschaft mit den Nachbarn in der Georgenstrasse, die ihn als Künstler mit seinen Eigenarten akzeptierten und mochten.

Aber es war nicht nur die bildende Kunst, die Teja Piegeler zur Gestaltung herausforderte.

1966 schloss er sein Regiestudium ab, schrieb Drehbücher und führte Regie bei fünf Kurzfilmen und einem Spielfilm. Er nahm Schauspielunterricht, arbeitete als Regisseur, Schauspieler und Autor für Film, Fersehen und Bühne, war viele Jahre Volkshochschuldozent in München und Kassel.

In Kassel studierte er Kunsterziehung, schloss mit Auszeichnung ab,hatte einen Lehrauftrag für Visuelle Kommunikation an der Hochschule inne, gründete 1976 das Aktionstheater, welches er bis 1983 leitete.

Nach einem Lehrauftrag für Malerei und freies Theater an der Fachhochschule Fulda (1982 – 83) war er bis 1986 er künstlerischer Leiter des Kinder- und Jugendtheaters an der Badischen Landesbühne Bruchsal.

Eine angebotene vierjährige Vertragsverlängerung lehnte er ab, genauso wie Angebote im Schuldienst.

Teja wollte frei sein. Frei für seine Vorstellung, seine Lebensweise, frei für seine Kunst.

Er war ein sehr liebenswürdiger, freundlicher Mensch. Aber wenn es um seine Kunst ging, konnte er auch kompromisslos sein. Auch sich selbst gegenüberüber.

Er lebte für die Kunst, sie war ihm wertvoll. Er konnte sich schwer von seinen Werken trennen. Für Sammler war es oft gar nicht so einfach, ein Bild loszueisen.

Mit ihm konnte man sich sehr interessant über Kunst unterhalten. Seine Liebe zur Kunst und seine außerordentlichen kunsthistorischen Kenntnisse machten solche Gespräche zu einem Erlebnis und Gewinn.

1988-89 war er Gastprofessor für experimentelles Theater und Performance an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig.

Hatte er in vielen Jahren versucht Theater, Lehre und bildende Kunst zunehmend zu verknüpfen widmete er sich jetzt letzterer ausschließlich.

Ab 1973 hatte er sich verstärkt der Porträtmalerei zugewandt. Reisen verschafften neue Eindrücke, z. B. nach Holland mit dem Erleben des bewegten Meeres, Museumsbesuche in Amsterdam und in Paris (mit der Entdeckung des Werks von Delacroix und des Spätwerks von Monet) sind zu nennen.

Später kamen zu den Besuchen in Venedig Reisen in die Toskana hinzu, mit neuen Anregungen aus diesem Stammland der Etrusker für künstlerische Arbeiten.

Die Liebe zur Kunst und zu Italien teilte Teja mit seiner Lebensgefährtin Britta Winkels.

Als eine Ägypthenreise nicht realisiert werden konnte, ging Teja auf eine Phantasiereise, beschäftigte sich mit der Kultur des Landes und fand so neue Anregungen für seine Kunst.

Eine Kunst, die viele Anregungen verarbeitete und sich der Landschaft  und vor allem den Menschen unter ganz unterschiedlichen Themenschwerpunkten und mit enormer Schaffenskraft zuwandte:

Der Welt des Zirkus vertreten durch die Clowns, gefallene Engel, Könige von der traurigen Gestalt, geistliche Würdenträger, Boxer, Schweißtücher.

Teja Piegeler fühlte sich keinem Malstil verpflichtet, sondern meinte, das das Sujet den Stil bestimmen müsse: „Ich liebe das „Spiel“ mit verschiedenen Wahrnehmungs- und Stilmöglichkeiten. Unterschiedliche Motive oder Themen verlangen unvermeindlich nach wechselnden Methoden und damit verschiedenen Stilarten.“

Ein Kritiker schrieb: „ Teja Piegelers strahlende Malerei mit ihren klaren leuchtenden Farben erwidert ein tiefes Bedürfnis nach Schönheit, das man in der zeitgenössischen Kunst nur selten findet. Kein deutscher Maler seiner Generation kann die Farben so zum Strahlen bringen wie Teja Piegler. Unerhört hell, unbegreiflich schön.“

Damit wurde das Kredo des Künstlers gut beschrieben, der feststellte:

„Es ist das Verdienst eines Bildes, ein Fest für die Augen zu sein.“ oder auch „ ... dem Auge und der Seele ein Fest.“

Nicolás Gómez Dávila hat es im Sinne Tejas so formuliert:

„Gegen die heutige Welt konspiriert wirksam nur, wer insgeheim die Bewunderung der Schönheit verbreitet.“

Als Person nahm er sich gern zurück. Seine Kunst sollte im Mittelpunkt stehen. So meinte er in Bezug auf Vernissage-Veranstaltungen:“Nicht ich stehe im Vordergrund, die Menschen sollen meine Bilder anschauen.“

Gerd Teja Piegeler wird in unserer Erinnerung und in seinen Bildern weiterleben !

Udo Reuter